Text 9. Szene: Die brutalen Versuche

Es gab eine Zeit, bevor Wolfbring in die Wohnung, gegenüber die der von Sylvia lag, eingezogen waren. Ein älteres Haus, in dem sie wohnte und eigentlich hätte einiges getan werden müssen. Irgendwie hatte es sich ergeben, dass auch im Vorgarten etwas getan werden musste. Sylvia gefiel das und so kümmerte sie sich um den Vorgarten, auch um den Innenhof. Die Miete zu zahlen war für sie kein Problem, so blieben für sie auch ein paar Euro übrig, um auch Blumen und Pflanzen in ihren kleinen Garten und auch in den Vorgarten zu pflanzen. Ihre Katzen sorgten dafür, dass sich Mäuse und auch Ratten nicht ausbreiten konnten. Es war gut, dass sie selber Fotos ihres Tuns erstellte. So konnte sie das viel später noch betrachten.

Aber erst zogen irgendwann Wolfbring`s ein. Zuerst musste Michael den Stress mit den Beiden ertragen. Mio zog irgendwann in das Haus. Zum Begrüßen donnerte Emil Wolfbring das Fahrrad von Mio gegen die Wand des Hauses. Beschimpfungen wurden fast schon täglich getan. Bei Sylvia begann es, nachdem sie ihn der Polizei gemeldet hatte. Für sie war es eigentlich eine Pflicht, die Polizei in Kenntnis zu setzen, wenn ein Mann sich deutlich zu nahe einem Kind nähert und mit dem Kind »Geheimnisse« haben möchte.

Dass sich Sylvia in der vergangenen Zeit immer wieder fragen musste, dass diese gedachte Pflicht ein gnadenloser Fehler war, schmerzte ihr sehr. Dass sie dann in die Situation kam, dass sie eine schwere Körperverletzung auch noch überleben sollte, aber den verantwortlichen Tätern nichts nachweisen konnte, war ebenfalls sehr schlimm für sie.

Der Ärger und der Stress hörten nicht auf. Es war ein weiterer Zettel, den auch Michael und Mio belasteten. Doris hatte es überhaupt nicht gepasst, dass die Mitmieter darüber sprachen, dass ihr Emil sie wieder verprügelt hatte, dass er sogar seine Bierflaschen nach ihr in der Wohnung geworfen hatte. Glas zerbrach, die Scherben fielen laut auf die Fliesen. Der Dackel jaulte. 

Mio, der ja über den Beiden lebte, hatte es in seiner Wohnung wieder gehört. Zudem auch das Geschrei von Emil. Danach war wohl Ruhe, Doris war wieder getroffen worden und schwieg. Es war eine Weile her, als Michael im Treppenhaus von Emil Wolfbring mit einer Schnapsflasche beworfen wurde. Die hatte ihn knapp verpasst, landete neben ihm an der Wand und fiel mit Krach auf die Fliesenplatten. 

Auf dem Zettel, den sie am nächsten Tag an ihre Wohnungstür anbrachte, teilte Doris mit, »dass es sein könnte, dass eine Flasche an den Kopf fliegt und die auch von ihr geworfen wird, die das Gehirn dann aufräumen würde.«

Die Antwort außenstehenden Personen bestand an Sylvia in der Regel darin ihr vorzuwerfen, dass sie längst ausziehen hätte müssen. Einfacher wäre es, wenn Doris ihren Mann Emil vor die Tür setzen würde. Was Doris nicht machte und wohl auch nicht machen würde. Die meisten freistehenden Wohnungen, die für Sylvia in Frage kamen, kosteten entsprechend mehr Geld. Mit ihrer Rente war das nicht machbar. Zum Sozialamt zu gehen und dort um Zuschüsse zu bitten, kam für Sylvia nicht in Frage. 

Und doch schien es gefährlich zu sein oder zu werden, sich mit Pädophilen anzulegen.

Geplant hatten Wolfbring`s es wieder, Sylvia anzugreifen, dabei hatte sie aufgepasst, als sie die Wohnung verlassen wollte. Sie war im Innenhof und wollte mit ihrem Tretroller los als sie merkte, dass sie etwas Wichtiges vergessen hatte. So lief sie zurück, eilte schnell in ihre Wohnung, ging wieder in den Flur, schloss die Tür wieder ab, wandte sich, um den Flur wieder zu verlassen. Sie hatte nicht gehört, als Wolfbring seine Wohnung verlassen hatte. Ohne zu zögern stürzte er Richtung Sylvia, sein Gesicht mit hasserfülltem Ausdruck dunkelrot gefärbt. Wieder sah Sylvia wie er seinen Arm angewinkelt vor seinem Körper hielt, wieder hatte er die Hand zur Faust gebildet. Wieder hatte er seinen Daumen mit drei Fingern geschlossen. Damit wollte er nicht nur drohen, damit machte er Sylvia klar, dass er die Gewalt seiner Faust gegen Sylvia einsetzen wollte.

Im Prinzip eine Sache, die sich innerhalb ablaufenden Sekunden ereignete. Sylvia hätte keine Chance gehabt. Zurück in die Wohnung ging nicht mehr, an ihm vorbei und dann zu flüchten war nicht möglich. 

Ihren Arm streckte Sylvia vor, die Hand war auf halber Höhe, reichte in die Richtung des Dackels, der Wolfbring natürlich bei dieser Aktion begleitet hatte. Nur einen kurzen Druck auf den Pfefferspray, was dazu führte, dass ein Hauch sich in die Bewegung des Wolfbring bewegte, der sich umdrehte und in seine Wohnung wieder stürzte. Der Dackel tat Sylvia leid. Der arme Hund erreichte vor seinem Herrn die Wohnung. Die Wohnungstür wurde schallend geschlossen und dann trat eine Ruhe in den Treppenflur, den Sylvia umgehend verlassen konnte. 

Sie fuhr mit ihrem Tretroller los, konnte den Ort verlassen, kam an Sträuchern und Bäumen vorbei, hielt an, hielt sich am Stamm eines Baumes fest und erbrach. 

Das Brechen war eigentlich überstanden, zusammen mit ihrem Morbus Menière. Nach dem Anschlag, der ja für Wolfbring`s zuerst als Erfolg gefeiert wurde, wurde das Erbrechen für Sylvia zu einem Problem. Darum sah sie ja auch zu, jeglichen Kontakt zu den Beiden zu verhindern. Wenn das doch wieder geschah, musste sie wieder brechen. Auch ein Zustand, der für Sylvia unerträglich wurde.

Natürlich meinte Emil nachahmend, die Stunde des Gewinnens bald feiern zu können. Doris kam erst später nach Hause. Beide suchten die Polizei auf, schilderten eine Geschichte, die natürlich anders erzählt wurde. Natürlich behauptete Doris, dass sie anwesend war. Wobei beiden nicht so wirklich geglaubt wurde. Was dieses furchtbare Verhalten der Beiden nicht aufhört. Ganz im Gegensatz war Sylvia klar, dass noch weiter Angriffen von Wolfbring`s zu rechnen waren ...



Auch:

Tuna von Blumenstein

Mord in Genf

Der Krimi ist unter der ISBN 978-3-8482-2545-3 überall im gut geführten Buchhandel erhältlich und kostet 12,90 Euro.

Die Handlung in diesem Buch ist fiktiv, die Namen frei erfunden.



Hier Lyrik und Krimis 


Beliebte Posts aus diesem Blog

Text 11 Szene: Eigentum verpflichtet

Text 5. Szene: Der Anschlag