Text 8. Szene: Der prügelnde Schiedsrichter

Es gibt halt Dinge, die nicht vergessen werden können und sollten. Auch nicht nach Jahren, selbst nach Jahrzehnten nicht. Das kann auch sehr gut sein, wenn solches Wissen, selbst nach Jahrzehnten, wieder an das Licht geholt werden können. Was auch geschah und das, was Sylvia als positive Erfahrung empfand. Nicht nur sie, es waren in der Tat Menschen die das nicht mehr wussten, was diese erstaunten. Aber an solche Sachen sollte halt kein Vergessen wirken.

Es hatte sich jemand erinnert, dass vor vielen Jahren Wolfbring auf irgendeine Art und Weise in dem Fußballverein tätig war. Als Schiedsrichter wollte er demonstrieren, was er so für Möglichkeiten hatte. Es waren zwei Fußballmannschaften, die gegen einander antraten. Und Wolfbring als Schiedsrichter. Er ließ tatsächlich die Gemeindemannschaft verlieren, die andere Kindermannschaft gewinnen. Dafür ließ er sich 20 DM von einem Mitglied dieser Mannschaft bezahlen. Was natürlich die anwesenden Gemeindemitglieder auf die Palme brachte. Der Protest fand dann ohne Wolfbring statt, der hatte sich bereits mit den 20 DM in die nächste Kneipe geflüchtet, wo er allerdings mit lautem Lachen die 20 DM einfach versoffen hatte. 

Selbstverständlich flog er aus dem Sportverein, er brauchte sich auch nicht mehr nahe der Sportflächen blicken lassen. Aber ihn störte es nicht. Vielleicht hatte er eh den Sinn, dort nichts mehr zu tun. Aber für den Moment eines Fußballspieles hatte er Macht. Das hatte er genossen. Die Konsequenzen interessierten ihn nicht, das ist bis heute so. 

Diese Meinung hatte nicht nur Sylvia, diese Gedanken machten sie schon etwas ruhiger, als sie diesen Hinweis auch von anderen Personen erhielt. Ernst nahm sie das auch. Besonders Wolfbring fiel in der vergangenen Zeit sehr auf. Die tägliche Menge Alkohol fiel auf. Sein Verhalten wurde aggressiv, wenn er die Menge reduzieren muss. Dann, wenn er Taxi fahren wollte. Das brachte ihm richtige Probleme. 

Er hatte wohl Streit mit Doris. Zufällig stand Sylvia in ihrem Schlafzimmer und konnte deutlich sehen, dass Wolfbring am Steuer des PKW saß. Er parkte ein und er schrie. Er stellte den Wagen ab, um sofort auf Doris einzuschlagen. Sie hielt den Unterarm vor ihr Gesicht, Sylvia konnte sehen, wie sie versuchte, ihren Sicherheitsgurt zu lösen. Sie schaffte das, riss die Seitentür auf und bewegte sich aus dem Wagen. Ihre Tür war noch weit auf, als er ausstieg, seine Tür zuschlug und sofort mit dem Schlüssel und dem Funk-Technik die Türen schloss. Er brüllte sie an, sie schlich hinter ihm her, sie war kreideweiß im Gesicht.

Dabei wäre ihm ohne seine Frau ein solches Leben nicht möglich. Sie agierte für ihn, brachte sich ein. Auch Sylvia musste das, so wie die weiteren Mieter, entnervend ertragen. Das Haus hatte bereits massive Beschädigungen erhalten. Im Keller hatte sich der Schimmel ausbreiten können. Der Geruch verteilte sich auch im Treppenhaus. Froh waren die Mieter, wenn sich Wolfbring`s über ein Wochenende irgendwohin absetzten. Dann war Ruhe im Haus. Dann wurde auch die Haustür über die Tage aufgerissen, mit Einsatz der weiteren Mieter kam der unangenehme Geruch nach draußen. 

Natürlich wurde wieder ein Zettel von Doris als Hinweis für die weiteren Personen auf die Wohnungstür der Wolfbring`s angebracht. Marion erstellt wieder ein Foto und wollte es nur in einer entsprechenden Datei abspeichern. Dann war sie aber doch damit beschäftigt, den Text genau zu prüfen. Doris muss hochgradig aggressiv gewesen sein, als der Zettel entstand. Sie schreibt, dass die Nachbarn sich an ihren dummen Kopf fassen sollen. Bezeichnet die Männer als Waschlappen und gleichzeitig als Saubermänner. Beide seien Marion hörig. 

Erschreckend schrieb sie, dass beide Männer doch froh waren, weil Sylvia nach dem Schlag weg war. Sie sollte auch hoffentlich nicht mehr zurückkommen. Der ganze Ort würde wissen, dass das Haus ein Saustall sei. Sollten die beiden Männer Doris dankbar sein? Diese Zettel befestigte sie an der Wohnungstür, für jeden lesbar, der den Bereich des Treppenhauses betrat.

Nach dem zweiten Tag fuhr Wolfbring mit dem PKW auf den Parkplatz vor dem Haus. Er schrie, als er ausstieg. Doris war nicht auf dem Beifahrersitz, vermutlich hatte er sie noch bei dem Taxiunternehmer abgesetzt, damit sie ihr entsprechendes Taxi abholen konnte. Das wird der Grund gewesen sein, warum Wolfbring nichts am Steuer trinken durfte. Irgendwie war schon klar, dass er bereits ein starker Alkoholiker war. 

Er schrie, dass die Haustür geöffnet worden war. Es durfte aus seiner Sicht nicht gelüftet werden. Er lief laut schimpfend um sein PKW und öffnete die Seitentür. Dort standen die Bierkisten. So griff er nach Bierflaschen und lief, nach wie vor schreiend, in das Haus. Dort krachte darauf die Haustür in das Schloss. Sein Geschrei dröhnte dann durch das Treppenhaus, zusammen mit Schimpfworte auf die weiteren Bewohner des Hauses. Irgendwie hatte er Probleme, die Wohnungstür zu öffnen. Sylvia sah nach einiger Zeit vorsichtig aus ihrer Wohnung und konnte sehen, dass die Zettelwirtschaft an der Tür verschwunden waren. Er musste sie in seiner Wut abgerissen haben.

Es dauerte nicht lange, da wurde Wolfbring ruhiger. Dazwischen hatte Sylvia ein wirkliches starkes Bedürfnis, diesem furchtbaren Stress ein Ende setzen zu wollen …


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Tuna von Blumenstein

Mord in Genf

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Die Handlung in diesem Buch ist fiktiv, die Namen frei erfunden.



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