Text 5. Szene: Der Anschlag

 … Natürlich war Sylvia der Auffassung, dass sie auf gradlinige Art und Weise reagieren müsste. Auch die Darstellung von Gewalt lag Marion fern, die für Wolfbring`s eine Selbstverständlichkeit war. Natürlich protestierten Wolfbring`s gegen die Kameras, die im Innenhof installiert worden waren. Zum einen dokumentierten sie Sachbeschädigungen, die tatsächlich auch von Wolfbring`s durchgeführt worden waren. Zum anderen hielten die Kameras Wolfbring davon ab, die Nachbarn im Garten zu betrachten. Letztendlich halfen die Kameras, die dort untergebrachten Räder der weitern Mieter vor ihm zu schützen. 

Die könnte dann sowohl die Kellerräume, als auch das Treppenhaus vor den Eheleuten schützen. Die eh in diesen Bereichen nichts zu suchen hatten. Was sehr oft versucht worden war, dass ihnen auch klar zu machen. Darum könnten Kameras, dann auch genau installiert, genug Beweise bieten können. Wurde gedacht und auch ausgeführt. Dachten die Mieter und alle drei hatten dann auch in der Sache gegen Wolfbring`s kläglich versagt. 

Doris und Emil Wolfbring schafften es tatsächlich, gegen die Vorgabe vorzugehen und das tatsächlich auch durchzusetzen. Die Kameras mussten wieder entfernt werden. Laut lachte Wolfbring und freute sich mehrere Tage daran. Sylvia entschloss sich eine andere Wohnung zu suchen. Das Leben in dem Haus hatte wirklich keinen Sinn mehr und sie brauchte auch Ruhe, Frieden und darum friedliche Nachbarn. Die weiteren Mieter waren ihrer Meinung. Aber wegen solchen schlimmen Nachbarn umziehen zu müssen, denen nachfolgenden neuen Mietern das Desaster genauso geschehen wird, dürfte auch nicht logisch erscheinen. Sylvia war es egal, sie wollte sich Wolfbring`s nicht mehr antun müssen.

Diese Kameras hätten es aufnehmen können, was kurz darauf geschah. Oder hätten es verhindert, was geschah. Es war in der Woche und gegen Mittag, als es an ihrer Wohnungstür klopfte. Sylvia ging dorthin, schloss die Tür auf und öffnete sie …

… Mit ihrem Rücken sperrte Sylvia die Wohnungstür ab. Sie saß dabei auf dem Boden. Die Beine waren gestreckt und drückte gegenüber gegen die Wand. Sylvia spürte die Schläge und Tritte gegen die Tür. Ihre rechte Hand führte sie über ihren Kopf, er erreichte das Schloss, dann den Schlüssel, der noch steckte. Sie schaffte es, die Wohnungstür wieder abzuschließen. Dabei führte sie auch ihre linke Hand von ihrem linken Ohr weg, sah dann auch die Innenhand an. Dort waren Blutflecken zu sehen. Es war keine große Menge, die aus ihrem Ohr floss. 

Hören konnte sie Doris. Sie schrie und sie wird es auch gewesen sein, die gegen die Tür geschlagen und getreten hatte. Verstanden hatte Sylvia sie nicht. Sie hörte Wolfbring, wie er wieder laut lachte und der auch irgendetwas schrie, was auch Sylvia nicht verstanden hatte. Ihre Nachbarn von oben waren nicht zu Hause, so dachte sie noch. Der Tinnitus wurde laut und übertönte den Lärm aus dem Flur. Sie wusste später noch, dass sie es in das Bad geschafft hatte, dass sie sich einen Eimer nahm. Dort hineinbrechen musste. Es dann auch in das Bett schaffte, dort weiter in den Eimer brach. Später, viel später fand sie auf der Bettdecke Blutflecken. Sie sahen aus wie Tropfen, die ebenfalls leicht, wohl aus dem Ohr, dorthin getropft waren. Die Tropfen hatten ihre Farbe nicht verloren, waren nicht braun oder schwach anzusehen. 

C fand Sylvia erst am nächsten Tag, es müssen gut 24 Stunden vergangen sein. Es war auch Zufall, dass sie gefunden wurde. Was geschehen war, konnte Sylvia nicht mehr erklären. So gab man Sylvia die Möglichkeit zu sterben, oder es zu überleben. Wobei es kurze wache Momente für sie gab. Es war ihr klar, dass das Ohr getroffen worden war. Es war ein unsagbar lauter Tinnitus, den sie dann auch ertragen musste. Auch ein Ohr, dass sich als einziger Bereich des Körpers krank erschien, das sogar schmerzte. Nur das eine Ohr, nicht das andere. Aber eh nur kurze Momente, in denen Sylvia aber das Gefühl hatte, es überleben zu werden.

Doris Wolfbring hatte eine eigene Meinung dazu. Sie war sich sicher, dass Sylvia nicht mehr zurückkommen würde. Dass sie entweder stirbt, oder, wenn sie überlebt, in einem Heim landet. Die Wohnung wird auf jeden Fall frei werden. Da war sie sich sicher und schockte damit die Nachbarn. Natürlich erzählte sie auch, dass Sylvia sich aufgrund eines erlittenen Schlaganfalls vorübergehend in Krankenhausbehandlung begeben hatte. Aufgrund dieses Umstandes konnte Sylvia nicht mehr Doris und ihren Mann persönlich angreifen. 

Die Kamera im Innenhof zeigte danach noch ein paar Tage auf. Doris war fleißig dabei, den Boden vor dem Zaun zum Nachbarn frei von Pflanzen zu machen. Das zeigten die Videos, auch, dass sich darüber ihr Emil sehr freute. Auch, dass auch der Schuppen wieder frei für ihn werden würde, für ihn, mit ihm und Kinder und dann, mit denen, für Geheimnisse. Sie und er wussten schließlich, was geschehen war ... 


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Tuna von Blumenstein

Mord in Genf

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Die Handlung in diesem Buch ist fiktiv, die Namen frei erfunden.



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